Artikel im Stadtwerker – April 2016 über unsere Hundeschule!

Training für die Freundschaft- So klappt die Beziehung Hund und Mensch

Zwei große braune Augen erwartungsvoll nach oben gerichtet. Das Maul leicht geöffnet, fast wie ein breites Grinsen im Gesicht. Mit dem Schwanz freudig von rechts nach links schlagend: es ist Gassizeit. Vögel warten nur darauf gejagt zu werden, versteckte und vergessene Wintervorräte darauf, erschnüffelt zu werden – und wer weiß was sich Frauchen heute wieder Schönes überlegt hat? Stattdessen steht ein Interview an und mit „Biene – Decke“ geht es erst einmal wieder zurück zu einem Mittagsschläfchen.

Die Wunschvorstellung der meisten Hundebesitzer: Hund anschaffen und los geht’s. Sitz, Platz, an der Leine laufen und auf Kommando hören – es versteht sich wohl von selbst, dass der Hund das alles kann und bereitwillig macht. Die zertifizierte Hundetrainerin Jeanette Frank kennt die Realität. „Eine Hundeausbildung ist immer ein längerer Prozess und dauert ein bis eineinhalb Jahre. Abhängig ist dies auch vom Alter des Hundes. Junghunde lernen schneller während ältere Hunde bereits ein bestimmtes Verhalten geübt und gefestigt haben.“ Seit 2010 führt Jeanette Frank die Hundeschule Dog for Fun in Villingendorf und kann auf eine langjährige Erfahrung in der Hundeerziehung blicken. Die Dauer des Trainings und das Programm variieren von Hund zu Hund. Flexibilität und Individualität haben oberste Priorität: „Nicht jeder Hund ist gleich. Wenn die eine Methode bei dem einen anschlägt heißt das nicht, dass sie auch bei einem anderen so funktioniert.“

Durch ihre gesamten Methoden zieht sich dabei stets der Grundsatz des gewaltfreien Trainings. „Gewalt wird von dem Hund fehlverknüpft, sodass er schlussendlich Angst vor dem Besitzer hat, statt das Verhalten zu korrigieren.“ Das Positive durch eine Belohnung verstärken hat sich in der Hundeerziehung hingegen als sehr effektiv erwiesen. „Es gibt nur einen kleinen Bereich, wo man etwas verbieten oder unterbrechen muss, wie zum Beispiel in der lustbetonten Aggression. Hierfür trainieren wir ein Unterbrechungssignal an, das klar bedeutet: Nein das möchte ich nicht. Sobald das Verhalten korrigiert ist, wird auch hier wieder gelobt und belohnt.“

Und genau mit dieser Methode wird beim Gassi gehen das Leinenlaufen antrainiert. Auch wenn der Übermut groß ist und der vierbeinige Freund am liebsten direkt davoneilen möchte – eine gespannte Leine, ein stolpernder Hundebesitzer an einem Ende und ein nach Atem ringender Hund am anderen bereiten dann doch wenig Freude.

Jeanette Frank erklärt: „Grundvoraussetzung für die Leinenführigkeit ist ein grundaufmerksamer Hund. Das Training beginnt man in einem Umfeld ohne Ablenkung. Erst wenn eine gewisse Stabilität besteht, verlagert man das Ganze nach draußen.“ Der freiwillige Blickkontakt, den der Hund dem Besitzer im Stillstand schenkt, wird mit einem Leckerli belohnt. Auf dieser Basis baut man dann auf: erst einen Schritt, der belohnt wird, schließlich zwei Schritte und weiter aufsteigend. „Wenn sich der Hund nach vorne verliert, geht man rückwärts zurück und fängt wieder von vorne an. Wichtiger Grundsatz in der Hundeausbildung ist dabei, dass man Dinge nur da abfragt, wo man sie auch von dem Hund verlangen kann ihn nicht überfordert.“ Das Futter dient beim Training als wichtige Brücke zwischen Hund und Mensch. Mit der Zeit und einer gewissen Beziehung zwischen den beiden kann dieses langsam wieder reduziert werden.

Ein genervtes Schnaufen ertönt von der Decke. Den Kopf auf die Vorderpfoten gebettet, blickt Biene erwartungsvoll ihr Frauchen an. Wo bleibt denn hier der Spaß an der Sache?

„Eine schöne Sache für jeden Hund ist das Tricktraining. Es läuft rein über positive Verstärkung, weil ja auch keine Erziehungsarbeit, sondern Beschäftigungsarbeit geleistet wird.“ Auch Klickertraining genannt, wird hierbei mit einem Klicker gearbeitet, der als Sekundärverstärker dem Hund mitteilt: Jetzt hast du etwas gut gemacht. „Das Klickertraining ist auch interessant für unsichere Hunde, da der Klicker als Orientierung dient und das Timing verbessert“, geht die Trainerin auf das weitläufige Fachgebiet ein und meint weiter: „Man kann dem Hund damit viel beibringen. Vom Aufräumen bis zum Eimerchen tragen oder Waschmaschine ausräumen – da sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt.“

Für die ganz sportbegeisterten Hunde und Halter, die sich bereits blind verstehen, gibt es das Agility Training. Im Mittelpunkt steht die fehlerfreie Bewältigung eines Hindernisparcours in einer vorgegebenen Zeit. „Das ist natürlich die Höchstform des Gehorsams. Hierbei muss der Hund wirklich auf jedes Signal hören und es direkt umsetzen.“

Biene hört jetzt nur noch auf ein Signal: Das Interview neigt sich dem Ende. Bald geht es also raus zu einem Spaziergang, entlang von Wiesen und Wäldern. Und wer weiß, was die feine Nase noch so alles erschnüffeln kann. Etwa Giftköder! Sie sind ein großes Gesprächsthema, immer wieder tauchen neue Fälle auf. Jeanette Frank, die ein Medizinstudium absolviert hat, weiß Rat: „Am besten immer eine entsprechende Anzahl von Kohletabletten dabei haben. Sollte der Hund einen Giftköder aufgenommen haben, dient Kohle dazu, die Absorption von Gift im Darm zu verhindern. Und dann auf dem schnellsten Weg zur Tierklinik. Das Gift sollte man, wenn noch etwas übrig ist, unbedingt mitnehmen.“ Bis zu einem gewissen Maß kann die Aufnahme von Giftködern auch über das Hundetraining vermieden werden. „Wir trainieren dabei, dass der Hund den Besitzer um Erlaubnis fragt, bevor er etwas aufnimmt. Also erst den Blickkontakt aufnehmen und erfragen, ob er es haben darf.“ Weil dies natürlich verneint wird, bekommt er stattdessen ein Leckerli aus der eigenen Tasche.  „Leute, die einen Hundehass haben, sehen nicht die vielen positiven Aspekte. Rettungshunde, Schimmelspürhunde, Epilepsiewarnhunde, Blindenhunde, Besuchs- und Therapiehund – Hunde sind einfach so wichtige Helfer für den Menschen.“

Bevor es für Biene und die anderen endlich an die nächste Trainingseinheit und einen Spaziergang geht, hat Jeanette Frank noch einen Tipp für den richtigen Hundekauf: „Gute Beratung durch den Züchter oder beim Tierschutzverein sind das A und O. Sie sollten jedes Tier kennen, Eigenschaften nennen und die Charakteristik beschreiben. Wer unerfahren ist, sollte einen möglichst als ’einfach’ beschriebenen Hund wählen.“ Und was zeichnet einen besonders guten Züchter aus? „Kriterien wie Aufzucht in der Wohnung, Stubenreinheit, kleine Ausflüge mit fremden Menschen und fremden Tieren und die Anwesenheit der Mutter, die einen freundlichen und aufgeweckten Eindruck machen sollte“, zählt Frank auf. Damit ist die Basis für den Neuzugang in der Familie bereits gelegt, und der langjährigen Freundschaft zwischen Zwei- und Vierbeiner steht nichts mehr im Weg.

INFO: Weitere Informationen zum Trainingsangebot der Hundeschule Dog for Fun und Seminaren von Jeanette Frank zu verschiedenen Themen in der Hundeerziehung stehen unter www.dogforfuntraining.de