Wie kann man eine gute Welpenschule von einer schlechten Welpenschule unterscheiden? Dazu erstmal ein Beipiel. Es kommt leider immer wieder vor, dass wir von Szenarien bei anderen Welpenschulen hören, die sich so ähnlich wie bei Familie Müller abgespielt haben: Bei Familie Müller ist der kleine, 9 Wochen alte, 3 kg schwere Mischlingswelpe Bruno eingezogen. Die Familie möchte bei Bruno alles richtig machen und geht mit ihm in die Welpenschule nebenan.

Es ist Samstag Mittag und ein Auto nach dem anderem rollt heran. Der Platz füllt sich. Brunos Besitzer staunen nicht schlecht als das Türchen zum Welpenauslauf geschlossen wird und gestandene 15 Welpen – oder eigentlich doch schon ganz schöne Brummer (einige davon schon 7 oder 8 Monate alt) – bellend und zerrend mit ihren Besitzern erwartungsvoll dastehen.

Schlechte Welpenschule: So sollte es in der Welpengruppe nicht ablaufen

Dann kommt das Freizeichen vom einzigen (!) Trainer: „Nun machen wir die Leinen gleich mal ab und lassen die Kleinen mal ein wenig spielen!“ Man hört das Ausklinken der Karabiner und alle stürzen los. Der Besitzer des kleinen Dackels hat die Leine noch nicht ganz abgemacht, da stürzt sich der lebhafte Schäferhund spielerisch tollpatschig auf ihn. Der Dackel-Besitzer will den süßen 15 Wochen alten, mittlerweile auch schon 20 kg schweren Schäfer von seinem 4 kg-Dackel runterpflücken, da pfeift der Trainer aus der Ecke: „Ne ne, lassen Sie ruhig, das machen die unter sich aus.“ Der kleine Dackel, der ja keinen Schutz bei seinem Besitzer finden kann, flüchtet sich unter einen Stuhl, und der Schäferhund wird glücklicherweise durch einen vorbeischrammenden Labrador abgelenkt.

Bruno sitzt mittlerweile etwas verschüchtert zwischen den Beinen seiner Besitzer und beobachtet das ganze Chaos. Der Trainer kommentiert: „das wird mal ein ganz Ängstlicher! Am besten Sie schieben den jetzt mal von Ihren Beinen weg, damit er mal ein bisschen eigenständiger wird. Sonst kriegen Sie da nie die Kurve und es wird ein Angstbeißer!“ Gesagt getan, Bruno wird in die Hundeautobahn ausgesetzt und prompt von einem 20 kg schweren Hund überrannt, der gerade von zwei anderen gerade gejagt wird. Quietschend möchte er sich wieder unter die Beine seiner Besitzer flüchten, wo ihn Familie Müller auch wieder neutral aufgenommen hätte. Aber da kommt wieder der Trainer: „Ne, ne lassen Sie mal, da muss der jetzt durch!“

Nachdem die Welpen 25 Minuten unkontrolliert getobt hatten und die meisten nun ein wenig langsamer geworden sind, lädt der Trainer zu einer kleinen Übung ein. Es wird Sitz, Platz und Fuß geübt. Zum Abschluss lässt der Trainer nochmals alle Welpen 15 Minuten rennen. Familie Müller geht enttäuscht vom Platz und sucht nun zu Recht nach einer anderen Hundeschule.

Dieses Szenario ist selbst heutzutage keine Seltenheit! Meiner Meinung nach ist diese Stunde maximal schlecht gelaufen. Aber wie soll man es besser wissen, insbesondere, wenn es der erste Hund ist. Schauen Sie sich vor dem Welpenkauf ruhig schon mal verschiedene Welpenschulen an. In einer guten Hundeschule sind Sie als Zuschauer vor dem Hundekauf immer willkommen. Doch was lief nun alles schief? Und was ist unvorteilhaft für eine optimale Sozialisierung und Früherziehung? Schauen wir uns die Welpenschule genau an!

Eine gute Welpenschule finden: darauf sollten Sie bei der Auswahl Ihrer Welpenschule achten

  • Anzahl der Trainer: In einer Welpenschule sollte ein Trainer auf ca. vier Welpen kommen. Pro Stunde sollten nicht mehr als 8-10 Welpen da sein. Eine kompetente Schule teilt bei einem hohen Aufkommen für die nächste Stunde sofort in zwei Gruppen ein!
  • Alter der Welpen: In eine Welpenschule gehören Hunde im Alter von 8-20 Wochen. Darüber handelt es sich um Junghunde. Diese sind in Motorik und Verhalten den Welpen überlegen. Das Spielverhalten verändert sich im Junghundealter deutlich, so dass die Welpen davon nicht profitieren, wenn Junghunde in der Welpengruppe sind.
  • Gute Konstellation: Im Freispiel sind Kleingruppen von 2-4 Welpen von ähnlichen Energien zu bevorzugen. Man kann nicht einen lebhaften großen Schäferhund mit einem zierlichen Chihuahua spielen lassen. Man könnte aber den Chihuahua mit einem sehr ruhigen Bernhardiner konfrontieren. So kann der Chihuahua lernen, dass große Hunde nicht gefährlich sind und man diese nicht ankläffen muss. Gerade mit extremen Zwerghunden bedarf es immer einer extremen Aufsicht. In einer „schlechten Welpengruppenkonstellation“ ist da manchmal kein Spiel besser als ein Spiel, in dem die Zwerge unter die Räder kommen und dabei lernen Selbstverteidigung, am besten präventiv und aggressiv, ist der beste Weg. In Kleingruppen von 2-4 Welpen können sich die Kleinen zudem auch viel besser kennenlernen, aus wilder Interaktion wird Kommunikation „Wer bist und wo kommst du her“.
  • Regulierung durch die Trainer: Übermäßiges Hochfahren oder inadäquates Sozialverhalten der Welpen (z.B. Hüteverhalten statt Spiel) sollte durch den Trainer effektiv unterbunden werden. Er leitet die Hundebesitzer dazu an, wo und wann einzugreifen ist und wann man tatsächlich den Dingen seinen Lauf lassen kann. Hunde, müssen zwar in angemessener Weise üben, Konflikte selber zu lösen, doch wenn die Parteien dazu nicht in der Lage sind, muss durch den Trainer eingegriffen werden.
  • Eingreifen durch die Trainer: Glaubenssätze wie „Das machen die unter sich aus“ oder „Da muss er durch“ sind schlichtweg falsch! Ein kleiner Chihuahua wird kaum einem 20-kg-Brocken deutlich reglementieren können, so dass er von ihm ernst genommen wird. Daher muss hier das Eingreifen durch den Trainer erfolgen. Und es ist, um am oberen Beispiel zu bleiben, hervorragend, wenn sich der kleine Welpen in „gefährlichen Situationen“ zu Herrchen oder Frauchen flüchtet!
  • Ein ruhiges Ende: Die Welpengruppe sollte nicht mit einem Freispiel beendet werden. Das Gehirn des Welpen speichert die letzte Info aus der Stunde am besten ab, bevor er ein Schläfchen machen geht. Wenn aber die letzte Info „Toben“ war, dann war der Lernerfolg für die Katz!
  • Sinnvolle Verteilung von Spielen und Lernen: In unserer Welpenschule haben die Welpen ca. 15 Minuten Zeit zum Spielen und weitere 45 Minuten werden kleine Übungen mit den Hunden sowie Theorie mit dem Hundeführer gemacht, in denen die Welpen z.B. auch Ruheübungen machen, was ich als eine sinnvolle Verteilung halte.
  • Kompetenter Trainer: Die Welpenschule gehört in die Hände kompetenter Trainer, nicht in die eines Azubis! Gerade bei der Ausbildung von Welpen liegt eine sehr große Verantwortung. Daher sollten erfahrene Trainer die Gruppe leiten!
  • Gute Vorbereitung für das Freispiel: Bei uns gehen die Welpen immer nach einem speziellen Ritual ins Spiel. Die Welpen werden alle abgeleint, die Geschirre ausgezogen (Verletzungsgefahr), danach werden die Welpen über Stimme und Leckerli beim Besitzer gehalten und erst über ein Freizeichen entlassen. Das ist ein sehr wichtiges Ritual für das spätere Leben, um Frust und Fehlverhalten an der Leine vorzubeugen.
  • Anleitung zur Ruhe: Ein Mythos: Hyperaktivität mit Aktivität bekämpfen! Wenn Sie glauben, dass Sie einen sehr lebhaften jungen Hund mit Ballspielen und wilden Getobe effektiv und längerfristig „ruhig stellen“ können, dann liegen Sie leider falsch. Mit jedem Toben aktiven Sie Erregungsprozesse und der kleine Kerl übt das Hochfahren. Verschiedene Botenstoffe (Dopamin) im Gehirn wirken dabei selbstbelohnend, ähnlich wie bei einem Alkoholiker und Ihr Hund wird mehr und mehr zu einem Renn- und Balljunkie. Wie ein Alkoholiker auch benötigt er dann zunehmend eine immer höhere Dosis. Junge Hunde müssen in unserer lebhaften Umwelt vor allem eines lernen: zur Ruhe kommen und abschalten! Eine gute Welpenschule wird Sie vor allem dazu anleiten!
  • Unversehrtheit des Welpen ist oberstes Gebot: Wildes Toben gefährdet das gesunde Wachstum! Bei jedem schweren Crash zwischen zwei Hunden, insbesondere großwüchsigen Rassen, können leicht Verschiebungen im Skelettsystem des heranwachsenden Hundes auftreten. Diese Form-Funktions-Veränderungen sollten durch einen guten Orthopäden oder Physiotherapeuten behandelt werden. Korrigiert man sie nicht, wächst der Hund schief weiter und es entstehen in gewissen Gelenken wie z.B. der Hüfte Überbelastungen. Folge ist, dass es in diesen Gelenken in einigen Jahren zu Arthrose kommen kann.

Gerne beraten wir Sie vor Ort in unserer Hundeschule oder über Fernberatung (Telefon / Videochat).

 

FAQ – Häufig gestellte Fragen

Wie finde ich eine gute Welpenschule?

Schauen Sie sich bereits vor dem Welpenkauf verschiedene Welpenschulen an. In einer guten Hundeschule sind sie als Zuschauer immer willkommen. Wichtige Merkmale einer guten Welpenschule sind zum Beispiel kleine Gruppen (max. vier Welpen), Einteilung der Gruppen nach Alter und Temperament der Welpen, Eingreifen der Trainer („Die machen das unter sich aus“ kommt keinesfalls in Frage), kein unstrukturiertes Toben.

Dürfen Welpen miteinander toben?

Beim Toben werden bei Welpen Erregungsprozesse aktiviert und der kleine Kerl übt „das Hochfahren“. Junge Hunde müssen in unserer lebhaften Umwelt vor allem eines lernen: zur Ruhe kommen und abschalten. Natürlich darf Ihr Welpe auch mal mit gleichaltrigen Artgenossen toben. Das sollte aber strukturiert und unter Aufsicht sein und mit einem ruhigen Ende. Eine gute Welpenschule wird Ihnen die richtige Anleitung an die Hand geben.

Ab wann in die Welpenschule?

In eine Welpenschule gehören Hunde im Alter von 8-20 Wochen. Ältere Hunde zählen bereits zu den Junghunden. Junghunde sind in Motorik und Verhalten den Welpen überlegen. Das Spielverhalten verändert sich im Junghundealter deutlich, so dass die Welpen davon nicht profitieren, wenn Junghunde in der Welpengruppe sind.

Was wird in Welpenschulen oft falsch gemacht?

Oft sind zu viele Welpen in der Gruppe und Welpen, die vom Alter her nicht zusammenpassen. Die Welpen werden sich selbst überlassen („die machen das schon unter sich aus“) und man lässt sie einfach toben. Es fehlt die Anleitung zur Ruhe und eine sinnvolle Zeitverteilung von Spielen und Lernen.