Ein Hund in der Pubertät kann eine echte Aufgabe sein. Herausforderndes Verhalten ist in dieser Zeit oftmals an der Tagesordnung. All das in der Junghundezeit erlernte Wissen scheint weg zu sein. Ein Rückruf scheint nie trainiert worden zu sein. Aber auch Grundsignale wie sitz und platz sind dem jungen Schnösel völlig unbekannt. Viel lieber legt sich der Jungspund jetzt auch mal mit Artgenossen des gleichen Geschlechts an und stellt seine eigene Stärke zur Schau. Wagemut, eher Waghalsigkeit, steht auf dem Programm. Der Radius wird größer und auch das Jagdverhalten wird in dieser Zeit oftmals entdeckt. Aber was tun wir mit einem solchen Canis puberticus? Die Pubertät ist ja eigentlich für die Abwanderung und Familiengründung des Individuums gedacht. Nur bei unseren Haushunden ist das ja alles andere als erwünscht…

Wann beginnt die Pubertät? 

Je nach Größe des Hundes treten die Hunde zwischen dem 5. (für sehr kleine Zwerghunde) und 12. Lebensmonat (für große Hunde) in die Pubertät ein. Ein mittelgroßer Labrador beispielsweise kommt meist mit 8-9 Monaten in die Pubertät. 

Woran erkenne ich, dass mein Hund in der Pubertät ist? 

Hat es beim Junghund schon ganz gut mit dem Gehorsam geklappt, merkt man in der Pubertät vor allem plötzlich „Gedächtnislücken“ beim Jungspund. So kommt man plötzlich nicht mehr, wenn man gerufen wird. Auch ein „sitz“ ist ein völlig unbekannter Befehl. Der Junghund wird oft draufgängerisch und pöbelt auch mal den Menschen oder andere Hunde an. Dies ist eine sensible Zeit für die Entwicklung von „Leinenpöbeln“. Sein Radius kann größer werden und er kann das Jagen für sich entdecken. Der Rüde fängt in dieser Zeit an, konstant sein Bein zu heben, die Markierfrequenz nimmt zu. Nun ist es an der Zeit dem Rüden beizubringen, dass er nicht einfach überall markieren darf, wo er möchte. An der kurzen Leine am Halsband darf das völlig tabuisiert werden. Auch die Hündin pinkelt nun oftmals mehrfach pro Spaziergang und die erste Läufigkeit steht bevor. 

Welpe spielt mit Zweig in der aktiven Phase außerhalb von seinem Rückzugsort
Hunde in der Pubertät suchen die Herausforderung

Was passiert mit meinem Hund in der Pubertät? 

In der Pubertät werden durch den Anstieg der Geschlechtshormone vielfältige Umbauvorgänge in Gang gesetzt, die das Gehirn weiter reifen und erwachsener werden lassen. Dabei werden auch Nervenzellen abgebaut, was die temporäre Vergesslichkeit erklärt. Andere Nervenzellen werden leistungsfähiger gemacht, das Frontalhirn reift aus, was zum Aufbau von Impulskontrolle und Frustrationstoleranz führt. 

Wie gehe ich mit einem pubertierenden Hund um? 

Wichtig ist es vor allem selbst ruhig und gelassen zu bleiben. Denn wenn der Jungspund plötzlich nicht mehr reagiert, wenn man ihn ruft und sich waghalsig in Abenteuer stürzt, muss der Mensch die nötige Ruhe bewahren und dem Hund immer wieder geduldig die Regeln im Zusammenleben mit dem Menschen erklären. Das Hilfsmittel Schleppleine ist in dieser Zeit unerlässlich, damit sich der Hund keine unerwünschten Verhaltensweisen, wie jagen oder weglaufen angewöhnt. Über die Schleppleine kann ich meine Hörzeichen immer wieder stressfrei durchsetzen. Weniger ist dieser Zeit oft mehr, d.h. wir wiederholen mit dem Hund lieber Dinge, die er schon kann, statt immer Neues zu erlernen. Wichtig ist eine solide Grundausbildung, die man möglichst schon in der Welpenzeit begonnen hat. Diese stellt ein gutes Fundament dar um durch diese turbulente Zeit zu kommen.

 

FAQ – Häufig gestellte Fragen

Wie lange dauert die Pubertät?

Die größten Umbauprozesse im Gehirn des jungen Hundes sind nach ca. 2-4 Monaten vorbei. Was danach folgt, ist die sogenannte Adoleszenz, in der es immer wieder zu einem Auf und Ab im Zusammenleben mit dem Hund kommen kann.

Wann ist ein Hund richtig erwachsen?

Je nach Größe des Hundes ist ein Hund zwischen 1,5 Jahren (Zwerghunde) und 4 Jahren (Riesenrassen) physisch und psychisch erwachsen.

Sollte ich mit einem pubertierenden Hund in die Hundeschule gehen?

In dieser Zeit ist es sehr wichtig den Jungspund mit Übungen und der Anwesenheit anderer Hunde zu konfrontieren. Meist ist jedoch in dieser Zeit das Erlernen neuer Inhalte erschwert, so dass man sich auf die Wiederholung bereits erlernter Inhalte beschränken kann.