Wenn frisch gebackene Welpenbesitzer zu uns in die vorbereitende Einzelstunde kommen, berichten sie meist stolz davon, dass ihr Welpe schon sitz und Pfötchen geben kann. Kein einziger berichtet davon, dass er mit seinem Welpen schon intensiv am Thema Impulskontrolle gearbeitet hat. Aber warum sollte das Thema „Frust aushalten“ und Impulskontrolle ganz oben im Lehrplan auftauen?

Was bedeutet Frustrationstoleranz und Impulskontrolle?

Frust entsteht immer dann, wenn das, was wir wünschen oder erwarten, nicht eintritt. Egal ob ein Kind das Überraschungsei an der Kasse nicht bekommt oder der junge Hund nicht mit dem Nachbarshund spielen darf, immer entsteht dabei das Gefühl der Frustration. Bekommen wir von klein auf immer das, worauf wir gerade Lust haben, tun sich sowohl Menschen als auch Hunde mit einem „nein“ schwer. Kinder, Hunde und manch ein Erwachsener werden dann wütend, schreien und versuchen mit allen Mitteln das zu bekommen, was sie gerade wollen. Kinder, die nicht gelernt haben Frustrationen auszuhalten, sind häufig auffällig in der Schule, können sich nicht konzentrieren, fallen durch aggressive Verhaltensweisen auf und haben schnell den Stempel ADHS. Bei Hunden ist das ähnlich.

Frustrierte Hunde zeigen häufig Leinenaggression oder Aggressionen gegenüber dem Halter. Das Problem liegt oft daran, dass es den Haltern schwer fällt dem jungen Welpen Grenzen aufzuzeigen und ihn einzuschränken. „Der ist so klein und niedlich, das kann er doch noch später lernen.“ ist dann häufig die Ausrede. Leider führt diese Mentalität zu großen Schwierigkeiten. Denn Frustrationstoleranz lernt sich nach dem Spruch „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr“ nur sehr schwer, wenn der Hund erwachsen ist.

Impulskontrolle ist eng verwandt mit dem Thema Frustrationstoleranz. Impulsen nicht gleich nachzugehen, sondern zunächst inne zu halten, begleitet Menschen wie Hunde ein Leben lang. So ist es für Menschen zum Beispiel wichtig seine eigenen Impulse im Griff zu haben, wenn man vom Chef eine unangenehme Email erhält, und auf diese nicht sofort mit einer patzigen Antwort zu reagieren, sondern das ganze zunächst sacken zu lassen und am nächsten Tag eine besonnene Antwort zu schreiben. Für viele Menschen in der heutigen Zeit ist dies ein großes Thema, da man ja dazu neigt auf Nachrichten sofort zu reagieren. Ebenso können unsere Vierbeiner lernen Impulsen nicht sofort nachzugehen und sich selbstständig zurückzunehmen. Dies kommt mir in vielen Situationen zugute: Jagdverhalten, Hundebegegnungen, Menschen anspringen u.v.m….

Warum wir uns so schwer tun mit negativen Gefühlen umzugehen

Das große Problem im Training an Frustrationstoleranz und Impulskontrolle ist meiner Meinung nach die Furcht der Menschen vor negativen Gefühlen. „Mein Hund soll sich immer gut fühlen“… sagen sie häufig. Dabei geht es aber nicht nur um den Hund sondern auch um die eigenen schlechten Gefühle, die hoch kommen, wenn der Hund mal Frustration erlebt. Tatsächlich sind wir Menschen wahre Künstler unangenehme Gefühle wie Frust, Wut oder Angst so schnell wie möglich wieder wegzudrücken. Menschen greifen bei derartigen Gefühlen dann gerne mal zum Handy um sich in den sozialen Medien berieseln und ablenken zu lassen. Aber nicht nur das, sie rauchen, kaufen, trinken, oder gesellschaftlich angesehener: machen Sport oder arbeiten exzessiv.

Dabei schaffen die erwähnten Strategien nur eine kurzfristige Lösung, aber leider keine Langfristige. Zielführend und wirklich lösend, wäre das „Durchfühlen“ der unangenehmen Gefühle… Aber nun zurück zu den Hunden. Lernt der Mensch seinen jungen Hund durch unangenehme Gefühle wie Frustration, aber auch Angst, ruhig und souverän durch zu begleiten, kann der Hund lernen entspannter mit frustrierenden Situationen umzugehen. Dabei ist es entscheidend von klein auf klare Rahmenbedingungen des Zusammenlebens aufzustellen und den Hund nicht erst die große Freiheit, in der alles erlaubt ist, genießen zu lassen. Die Ernüchterung kommt nämlich meistens dann, wenn sich der junge Hund mit 1 Jahr verselbstständigt hat und dabei jagt, Leute anspringt, nicht hört, wenn man ihn ruft und an der Leine pöbelt.

Impulskontrolle ist für den Alltag sehr wichtig, z.B. hilft es gegen die Aufnahme von Gilftködern.

Übungen zur Frustrationstoleranz

Bei Übungen rund um das Thema Frust geht es viel um Ruhe und „dabei sein„. So kann man den jungen Hund bei sich halten, bis er zur Ruhe gekommen ist. Man kann relativ eng auf der Leine stehen, während man auf einem Stuhl sitzt. Der junge Hund erhält nicht Zugang zu allen Räumlichkeiten und muss auch mal in einem Welpengehege bleiben. Die Erfahrung, dass man nicht mit jedem Hund spielen darf, stellt ebenfalls eine gute Übung dar… Dies sind alles Möglichkeiten um Frustrationstoleranz aufzubauen. In guten Hundeschulen stehen solche Übungen ganz oben auf dem Trainingsplan. Insbesondere ist der ruhige und entspannte Ablauf einer Trainingsstunde wichtig.

Übungen zur Impulskontrolle

Die klassische Übung zur Impulskontrolle ist der „fragende Blick“. Das bedeutet, dass der Hund für viele Dinge, die ihm wichtig sind, zunächst in die Kommunikation mit dem Halter geht und dieser das dann entscheidet und situativ frei gibt. Ähnlich wie ein Kind seine Eltern nach einem Eis fragt und sich dieses nicht einfach aus dem Kühlfach holt, können Hunde in verschiedenen Situationen das „Fragen“ lernen: vor dem Kontakt zu anderen Hunde oder Menschen, wenn etwas Essbares am Boden liegt, wenn sich etwas bewegt wie z.B. eine Katze oder ein Vogel… Diese und viele weitere Übungen zum Thema „Fragender Blick“ sollten wie selbstverständlich in den Alltag einfließen und nicht nur in der Hundeshttps://dog-for-fun-training.de/training/welpenerziehung/chule geübt werden.

 

FAQ – Häufig gestellte Fragen

Warum ist Frustrationstoleranz so wichtig?

Können Hunde Frustrationen nicht ertragen, schränkt es den Halter stark im Leben mit seinem Hund ein. Diese Hunde zeigen häufig Leinenaggression, sind unruhig und laut und zeigen im schlimmsten Fall auch Aggression gegenüber ihrem Besitzer. Daher sollte die Frustrationstoleranz ganz oben auf dem Lehrplan stehen.

Kann ich über Impulskontrolltraining das Jagdverhalten meines Hundes beeinflussen?

Ganz klares JA! Impulskontrolle stellt eine der wichtigsten Säulen im Bereich des „Anti-Jagd-Trainings“ dar. Insbesondere die sichtig jagenden Hunde wie z.B. Hütehunde und viele Windhunde müssen an der Impulskontrolle bei Bewegungsreizen arbeiten.